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Psilocybinhaltige Pilze – Wikipedia
Biotech-Startups, die Psychedelika wie Magic Mushrooms als Medizin erforschen, erleben einen Finanzierungsboom. Das Berliner Startup Atai Life Sciences, das auch von Peter Thiel finanziert wird, ist einer der größten Player in der Branche. Im Mittelpunkt steht dabei die Forschung am Wirkstoff Psilocybin, der Depressionen und Angststörungen heilen soll. Dem spitzkegeligen Kahlkopf eilt ein schlechter Ruf voraus. Der unscheinbare Pilz ist den meisten Menschen als Magic Mushroom bekannt, der bei seinen Konsumenten einen LSD-ähnlichen Rausch auslöst. Seit einigen Jahren aber erlebt die Partydroge einen Imagewandel: In den Pilzen schlummert der psychoaktive Wirkstoff Psilocybin.
Magic Mushrooms Investoren wetten auf Zauberpilze als Medizin.
In ihm sehen Forscher ein lang ersehntes und wirkungsmächtiges neues Medikament, vor allem für schwere Depressionen und Angststörungen. Ein Medikament, in dem Investoren einen potenziellen Milliardenmarkt für neue Therapien wittern. Wagniskapitalgeber rund um den Globus wetten zunehmend auf den Markt für psychedelische Medizin.
Während im Jahr 2017 noch 2,8 Millionen US-Dollar in den Sektor flossen, kletterten die Investments im Jahr darauf bereits auf 70,5 Millionen Dollar. Auch in diesem Jahr setzt sich der Boom fort, wie Daten der Analysefirma CB Insights zeigen, die Business Insider vorliegen. Bis März steckten Investoren bereits 32,7 Millionen Dollar in die Branche.
Zu dem neuen Hype tragen auch prominente Geldgeber bei, etwa der amerikanische TV-Investor Kevin O’Leary oder der kanadische Cannabis-Pionier Bruce Linton. Eines der Unternehmen, das zu den größten Playern in der jungen Branche zählt, ist Atai Life Sciences aus Berlin. Mitgründer und Geschäftsführer Florian Brand sagt im Gespräch mit Business Insider, dass Psychedelika zwar noch sehr stark mit einem Stigma verbunden seien. “In dem Bereich hat es in den letzten Jahrzehnten in der klassischen, pharmazeutischen Entwicklung kaum Innovationen gegeben — das sehen wir als Chance”, sagt er. Seit der Gründung im Jahr 2018 hat Atai insgesamt mehr als 109 Millionen US-Dollar eingesammelt und einige einflussreiche Investoren für sich gewonnen, darunter der Paypal-Gründer Peter Thiel sowie den isländischen Milliardär Thor Björgólfsson. Erst Ende April verbuchte das Berliner Unternehmen eine Finanzierungsrunde von 22 Millionen Euro. In der Szene wird bereits über einen möglichen Börsengang 2020 gemunkelt.
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Der angepeilte Börsenwert liege dann bei mehr als eine Milliarde Dollar, zitiert das „Manager Magazin“ eine mit den Plänen vertraute Person. Dabei forscht Atai nicht selbst, sondern lässt gewissermaßen forschen. Brand will Atai zum Rocket Internet für Biotech machen.
Ähnlich wie die bekannte Berliner Startup-Schmiede konzentriert sich das Unternehmen darauf, junge Gründungen zu millionenschweren Firmen hochzuziehen und sie dann gewinnbringend an Pharma-Unternehmen zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Das Konzept heißt in der Branche „Buy and build“, also die Akquisition und Gründung von Startups unter einem Dach. Brand verspricht sich dabei vor allem Effizienzgewinne bei der Zulassung der Medikamente.
„Wir übernehmen als Plattform den Überbau für HR, Buchhaltung und Finanzen und ermöglichen den Wissensaustausch in regulatorischen Fragen, sodass sich die Gründer wirklich auf die Forschung konzentrieren können“, sagt Brand. Bisher hat er sieben Biotech-Startups in seinem Portfolio.
Als besonders vielversprechend gilt dabei das Zugpferd Compass Pathways – mit seinen Medikamenten zur Behandlung von Depressionen, die auf dem Stoff Psilocybin basieren. Atai ist mit seiner Wette auf die Heilkraft psychedelischer Wirkstoffe nicht allein. Zu den Mitbewerbern, die in den vergangene sieben Jahren auf der Bildfläche erschienen sind, zählen etwa Mindmed, Eleusis, Field Trip oder Cyclica, mit dem Atai seit 2019 die Kräfte in einem Joint Venture bündelt.
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Dabei sind Psychedelika in der Pharma Forschung eigentlich nichts Neues: So wurde etwa LSD schon in den 50er-Jahren von Forschern als Antidepressivum untersucht und die Ergebnisse auf Forschungskongressen diskutiert. Allein bis zum Jahr 1970 gab es in den USA 116 Studien mit mehr als 700 Probanden, die LSD für den Einsatz im Rahmen einer Psychotherapie untersuchten: für Angststörungen, Suchterkrankungen und Zwangsstörungen. Aber mit dem „Controlled Substances Act“ von Richard Nixon im Jahr 1970 kam die Forschung zu Halluzinogenen zum Erliegen. LSD und ähnlich Stoffe kamen auf den “Schedule 1”: eine Liste, die Drogen mit hohem Suchtpotenzial auflistet und ihre Herstellung, Verwendung und Verbreitung zu jeglichem Zweck verbietet. Viele andere Länder zogen nach, die Forschung zu Halluzinogenen geriet zunächst in Vergessenheit. Seit einigen Jahren jedoch wagen sich Forscher vor allem in den USA, der Schweiz und Großbritannien wieder an die Psychedelika. Meist nehmen sie inzwischen das dem LSD in der Wirkung ähnliche Psilocybin, das schon seit Beginn der 60er Jahre bekannt ist, in recht niedrigen und damit rauschfreien Dosierungen. Psilocybin hat kein so schlechtes Image wie LSD, bis heute ist die Herstellung der Pilze in den meisten Ländern allerdings illegal und ihr Besitz strafbar.
Wer damit forschen will, muss sich um eine Ausnahmegenehmigung bemühen. Atai-Tochter Compass Pathways arbeitet zusammen mit dem renommierten King’s College in London daran.